***** Viele verbinden ELO mit "Out Of The Blue": üppige Streichersounds, überbordende Effekte, Songstrukturen mit Intros, Outros, Songs im Song usw. Pop und Rock- Extravaganz auf allen Ebenen, könnte man es zusammenfassen, und auch die Albumlänge XXL.<br><br>Das Problem bei dem vorliegenden Album ist die durch die Konzerte von Jeff Lynne's ELO geschürte Erwartungshaltung. Diese setzten ganz klar auf einen Schwerpunkt " OOTB", sowohl in Songauswahl, Soundgewitter und Visuals.<br><br>Wenn also der casual fan nach so einem Konzert in Erfahrung bringt, dass ein neues ELO- Album kommt und dieses sich in Titel und Cover- Artwork - ob nun bewusst oder unbewusst - auch noch an " OOTB" anlehnt, ist es nicht verwunderlich, dass der alte Fan erst einmal enttäuscht sein muss: Zwar durchaus ein grosser Sound, auch mit vielen Signature- Elementen, aber keine verrückten Songstrukturen, eher wenige special effects, und dann nur Jeff Lynne alleine, nur 32 Minuten , und gar kein richtiges Orchester; manchmal klingt es sogar eher nach Traveling Wilburys in XXL.<br><br>Nun, wie schon bei " Time" und Co gilt: " Out Of The Blue" it ain't, aber das Album steht sehr wohl in der Tradition von ELO und repräsentiert eher den Höhepunkt einer Entwicklungslinie, die mit BOP spätestens begonnen hat und sich vielleicht am besten als " ELO ohne Exzesse" umschreiben lässt. Das Album ist durchaus ehrgeizig. Schon 1986 betonte Jeff, dass aus seiner Sicht Reduktion eine sehr schwierige Aufgabe ist. Nachdem er zuvor immer mit den sogenannten whizzits ( also z.B. den Intros und Bridges) sowie den Myriaden an Effekten reüssiert hatte, wollte er nun eben beweisen, dass er auch ohne dieses Sicherungsnetz überzeugen kann. Er hat ausserdem gesagt, dass er Lust auf kurze Songs hatte und sein Hauptinteresse momentan der Suche nach spannenden Akkorden gelte ( nicht nur wegen der Plattenfirma, auch nach Long Wave). Noch strenger als beim Vorgänger wird dieser Minimalismus bei den Songs auf das Albumkonzept übertragen: einfach 10 Songs, kein Bonus ( obwohl mehr Stücke zur Verfügung standen), und der radikale Bruch bzw. direkte Songeinstiege mitten im Rhythmus werden sogar zum Stilmittel erhoben.<br><br>Im Vergleich zu AITU ist die Rockgitarre mehr im Vordergrund, und bei den Songs wird zu viel Melodrama als direkte Reaktion auf die Thematik des Vorgängers vermieden. Trotz wie immer vorhandenen Balladen ist FOON insgesamt erdiger, rockiger und mehr uptempo. Der Sound ist durchaus fett, und es wurden unzählige Spuren benötigt. Viele Hörer bemängelten das wenig dynamische Klangbild, was aber zumindest z. T. auch ein Stilmittel ist. So sagte Lynne, dass ein Experimentierfeld bei dem Album seltsame Formen der Kompression waren.<br><br>Insgesamt ein Album wie eine packende Kurzgeschichte, das man in einem Ruck durchhören muss. Persönlich finde ich, dass es Lynne mit seinem Minimalismus bzgl. der Albumlänge ( her mit den anderen Tracks!) und Einzelsongs ( if the Beatles could say it in 2 minutes... okay, wir habens verstanden, Jeff!) etwas übertrieben hat und es keinen Song wie Heaven Only Knows Alt gibt, der durch radikale Schnitte tatsächlich massiv an Spannung gewinnt. Der bessere Albumflow findet sich für mich beim Meisterwerk " Alone In The Universe", FOON ist aber eine Kollektion mit vielen sehr guten bis guten ELO-Songs, die absolut ins Gesamtwerk passen. Last edited: 21.04.2022 15:56 |