****** Knapp ein Jahr nach dem Flop von „The Secrets Life Of Plants“ präsentierte Stevie Wonder mit „Hotter Than July“ ein Album, nach dem alle Stevie Wonder Fans regelrecht gegiert hatten. Hier war nicht ein experimenteller, in sich gekehrte Künstler am Werke, sondern jene Stevie Wonder, wie ihn die Fans lieben, der mit seiner Musik pure Lebensfreude ausstrahlt. Für „Hotter Than July“ verzichtete er auf jene musikalischen Experimente und Spielereien, die „The Secret Life Of Plant“ auszeichneten (und die Musikjournalisten zu vernichtenden Kritiken veranlaßten). Vielmehr bietet „Hotter Than July“ eine Quintessenz von dem, was der Meister in den Jahren 1972 bis 1976 zur Perfektion vorangetrieben hat, eine faszinierende Bestandsaufnahme der Black Music anno 1980. Wie schon auf seinen vorangegangenen Werken ist es auch hier die musikalische Vielfalt, die den Reiz des Albums ausmacht und vom Anfang bis zum Ende packt. Ob Elemente des klassischen Soul, Funk, Reggae oder Jazz – der Meister schafft es einmal mehr die Stile in geradezu beeindruckender Art und Weise ineinander zu verweben. Und das dabei vorzügliche Musik herauskommt ist nahezu selbstverständlich, der Name Stevie Wonder bürgt halt für Qualität. Gleich vier Singlehits warf das Album ab: „Master Blaster (Jammin‘)“, „I Ain’t Gonna Stand It For It“, „Lately“ und „Happy Birthday“, die zumindestens in England in den Jahren 1980/81 alle in die Top 10 kamen. Die musikalisch größte Überraschung ist hiervon „Master Blaster (Jammin‘)“, die Hommage an Bob Marley, in der Stevie geschickt Reggae mit Funk verbindet und die so klingt, als hätte ein Leben lang keine andere Musik gespielt. Das Stück mit den trockenen Funkybläsern ist so geschickt eingespielt, daß man es, wenn man es einmal gehört hat, nie wieder vergißt. Obwohl ich zugeben muß, daß mir „Master Blaster (Jammin‘)“ anfangs gar nicht so gefallen hat und mich damit erst im Laufe der Zeit angefreundet habe. Vom gleichen Kaliber wie „Master Blaster (Jammin‘)“ sind auch die funklastigen „Did I Hear You Say You Love Me“, „Cash In Your Face“ und „Do Like You“. Hier wird zum Teil derart einen vom Leder gezogen, daß es eine wahre Freude ist, sich diese Stücke immer wieder anzuhören. Wer den ruhigen Stevie Wonder mag, der kommt mit „All I Do“ und „Lately“ voll auf seine Kosten. Beides sind jene Stücke, die im ersten Moment unauffällig daherkommen, die aber spätestens nach dem dritten Anhören packen. Ein besonderes Bonbon ist m.E. „Happy Birthday“, einmal mehr ein ganz gemeiner Ohrwurm. Speziell in den 80er- und frühen 90er Jahren diente das Lied sehr oft als Hintergrundmusik im Fernsehen. Mit „Hotter Than July“ ist Stevie Wonder einmal mehr ein tolles Album gelungen, auch wenn es vielleicht nicht ganz die Dichte seiner Werke der Jahre 1972 bis 1974 erreicht. Bleibt noch festzustellen, daß „Hotter Than July“ das letzte überragende Werk Stevie Wonders ist, denn die Klasse, die er in den Jahren zwischen 1972 und 1980 erreichte, konnte er bei seinen späteren (guten) Werken nie mehr erreichen. Wer Stevie Wonder einmal kennenlernen möchte, dem bietet „Hotter Than July“ einen optimalen Einstieg und macht neugierig auf mehr von ihm. |